Das Filmjahr 2024 neigt sich heute dem Ende zu – Zeit, Revue passieren zu lassen und euch unsere 5 Favoriten zu präsentieren.
- Love Lies Bleeding
Unsere unangefochtene Nummer eins dieses Jahr ist Rose Glass’ fulminanter Thriller “Love Lies Bleeding”. Ohne große Erwartungen besuchten wir im Februar die Premiere dieses wahnwitzigen Film Noirs – und verließen sie als begeisterte Fans der beiden Hauptdarstellerinnen und der Regisseurin. Während Kristen Stewarts Mimik-Repertoire in der Twilight-Saga noch auf genau zwei Gesichtsausdrücke beschränkt war, läuft sie hier zu ungekannter Höchstform auf: Als Managerin eines Fitnessstudios in New Mexico der späten 80er verliebt sie sich in Katy M. O’Brian als Bodybuilderin auf der Durchfahrt nach Las Vegas. Zusammen stellen die beiden sich dem Patriarchat in Form ihres skrupellosen Vaters und seiner Lakaien. Diese Selbstermächtigung-Orgie kommt so stylisch, spannend und sexy daher, dass jeder testosterongeschwängerte Actionfilm 2024 dagegen einpacken konnte.
Aktuell kann man den Film mit einem Amazon Prime Abo streamen.
- The Substance
Schon “Love Lies Bleeding” bietet einige Cronenberg-würdige Body-Horror-Momente, doch Coralie Fargeats “The Substance” haucht dem vermeintlich totgeglaubten Genre endgültig neues Leben ein. Demi Moore brilliert als Elizabeth, eine alternde Fitness-Ikone, die an ihrem 50. Geburtstag von ihrem kotzbrockigen Vorgesetzten vor die Tür gesetzt wird. Gleichzeitig erhält sie das verlockende Angebot, durch ein neuerliches Serum zeitweise eine optimierte, jüngere Version ihrer Selbst (gespielt von Margaret Qualley) zu werden… Mit welcher uneiteln Gnadenlosigkeit Demi Moore hier eine Protagonistin verkörpert, deren Schicksal einige Parallelen zu ihrer eigenen Karriere aufweist, verdient größten Respekt. Ein feministisches Meisterwerk, das Demi Moore hoffentlich ihren ersten Oscar beschert.
Aktuell kann man den Film mit einem Mubi Abo streamen.
- Emilia Pérez
Die Eckpunkte von Jacques Audiards “Emilia Pérez” lesen sich doch einigermaßen unkonventionell (lies haarsträubend): ein mexikanischer Transgender-Drogenbaron möchte seine Vergangenheit (inklusive seiner Ehefrau Selena Gomez!) hinter sich lassen und ein neues Leben als Frau beginnen. Doch damit nicht genug – diese ohnehin schon außergewöhnliche Geschichte wird zusätzlich von zahlreichen Gesangs- und Tanzeinlagen durchzogen, denn der Film ist ein Musical. Dass dieses irrwitzige Konzept wider Erwarten nicht nur funktioniert, sondern sogar tief berührt, liegt vor allem an dem grandiosen Ensemble, allen voran Zoë Saldaña und Karla Sofía Gascón.
- Challengers
Dass man sich weder von Eckpunkten, noch von Trailern voreinnehmen lassen sollte, bewies dieses Jahr auch “Challengers”. Erweckten die Trailer den Eindruck einer wenig verheißungsvollen menage a trois-Schmonzette, entpuppte sich der Film in voller Länge als originelles Dreiecksdrama um die Profi-Tennisspielerin Tashi Donaldson (Zendaya) und zwei Männer, die von ihr noch besessener sind als vom Sport. Luca Guadagnino inszeniert ein hoch ästhetisches Drama über Liebe, Macht und Abhängigkeiten, das von Trent Reznor und Atticus Ross mit dem besten Score des Jahres untermalt wird.
Aktuell kann man den Film mit einem Amazon Prime Abo streamen.
- Heretic
Hugh Grant, jahrzehntelang auf die Rolle des unerträglich schmierigen Schwiegermutter-Charmeurs abonniert, darf in Scott Becks und Bryan Woods’ “Heretic” endlich zeigen wie versatil er ist und welche schauspielerische Klasse in seinen zahllosen Romcoms ungenutzt blieb. Hugh alias der herrlich sadistische Mr. Reed lädt zwei junge Mormoninnen auf Konvertierungsmission in sein Haus ein – und ab diesem Moment entfaltet sich ein origineller Horrortrip, der vor allem in der ersten Hälfte durch intelligente Dialoge und überraschende Wendungen überzeugt, dann aber leider in der zweiten Hälfte mit dem wenig realistischen Verhalten der beiden Protagonistinnen und einem zu konservativen Ende etwas an Qualität einbüßt.
Aktuell kann man den Film im Kino sehen oder auf Amazon Prime kaufen.