Für ihr zweites Album verschlug es das Quartett Cloud Control aus Down Under in die englische Stadt Kent, wo sie kilometerweit entfernt von den heimatlichen Blue Mountains mit Barny Barincott (Kasabian, Arctic Monkeys, Placebo) zusammenarbeiteten. Im regnerischen Südosten Englands entstand der düstere, schizophrene Nachfolger des Debüts.
Die vierköpfige Band um die Geschwister Heidi und Ulrich Lenffer veröffentlichte mit „Bliss Release“ eins der besten Debüt des Jahres 2011. Bittersüße Folk-Hymnen, die die ganze Gefühlspalette von betrübt bis fröhlich jauchzend aus dem Hörer heraus zu kitzeln imstande waren, deren Melodien einen nicht mehr losließen und die Fleet Foxes und Konsorten mit links in den Schatten stellten. Nach ausgiebigem Touren landete die Band 2012 schließlich in bereits erwähnter traditioneller Grafschaft Kent bzw. genauer gesagt in einer Höhle. Womit auch alle Rätsel um den Namen „Dream Cave“ geklärt werden.
Beim Hören der ersten, vielversprechenden Single Auskopplung „Dojo Rising“ sowie der Tracks „Moonrabbit“ und „Ice Age Heatwave“ wähnt man sich angesichts der musikalischen Nähe zu den Anfangstagen der Band noch in Sicherheit – dass die folkig-psychedelischen Zeiten jedoch weitestgehend hinter Cloud Control liegen, wird schon dank dem krachigen „Promises“ mehr als deutlich, bevor die Australier dann endgültig zum Frontalangriff ansetzen.
„It’s just so hard […] I’m tired of living“,singt Alister Wright auf dem düsteren „Island Living”, um auf „Scar” hinterherzusetzen: „I’ve got a lump in my throat from letting you in my mind“. Harter Tobak von einer Band, von der man zwar einen melancholischen Unterton, aber größtenteils eingängige lalala-Chöre gewohnt war. Der auf „Bliss Release“ leichten Herzens besungene „Gold Canary” scheint Patina angesetzt zu haben.
Das größte Problem ist jedoch nicht der textliche Pessimismus (der auch immer wieder ironisch gebrochen wird, wie im Fall der fantastischen Anti-Geburtstags-Hymne „Happy Birthday“), sondern, dass Cloud Control anders als beim nahezu makellosen Vorgänger oftmals daneben greifen und den roten Faden aus den Augen verlieren: So hört sich der gefährlich nah an der Peinlichkeitsgrenze vorbeischliddernde, unzugänglich-anstrengende Stevie Nicks Revival-Song „The Smoke Of The Feeling“ an wie ein zurecht vergessenes Überbleibsel der 80er, während sich der angestrengte, arg Echo-lastige Opener „Scream Rave“ als weiterer Wehrmutstropfen erweist.
Viele Tracks für sich genommen wirken überaus stimmig und Single-tauglich, zusammen genommen ergeben sie jedoch kein kohärentes großes Ganzes, sondern eine Ansammlung von Fragmenten.
So endet der oft mehr, manchmal weniger überzeugende experimentelle „Dream Cave“-Trip mit dem minutenlangen Geräusch von Tropfen, die auf Stein fallen (wo wir wieder bei besagter Höhle wären): Keinem sei verübelt, wenn er vorher abschaltet. Musikalischen Stillstand und Zaghaftigkeit kann man den Australiern unter keinen Umständen vorwerfen, ein kleines bisschen weniger Exzentrik und mehr Homogenität beim nächsten Mal bleibt dennoch zu wünschen.