Everyday is like Friday – So war’s bei Metronomy im Astra

Metronomy wandelten sich unter der Schirmherrschaft von Mastermind Joseph Mount vom frickeligen, weitestgehend instrumentalen Ein-Mann-Projekt zum gefeierten, Festivals dieser Welt headlinenden Pop-Quartett, das kürzlich sein viertes Album „Love Letters“ veröffentlichte. Die Ergebnisse dieser Metamorphose präsentierten die Briten gestern im ausverkauften Berliner Astra.

Vergangen sind die Tage, in denen Joseph Mount und Co. die Bühne in Jeans, Polohemd und mit um die Brust geschnallten, im Rhythmus leuchtenden Drucklichtern ernteten. Metronomy treten heute lieber im eleganten Einheitslook auf, bestehend aus bordeauxroten Jackets, schwarzen Hemden und weißen Bundfaltenhosen. Das Setting ähnelt indes einer 80er-Jahre-TV-Show inklusive Backdrop mit pastellfarbener Wolkenkulisse und überdimensionalen, in verschiedensten Neon-Farben leuchtenden Retro-Keyboards. Vor dieser Szenerie setzt die Band zu „Monstrous“ an, einem Song ihres neuen Longplayers „Love Letters“, gefolgt von „Month of Sundays“ und dem Titeltrack der aktuellen LP. Schnell wird klar: während Metronomy früher ihre Sperrigkeit zelebrierten und in Freestyle-Manier ihre Stücke teilweise bis zur Unkenntlichkeit abstrahierten, klingt heute wirklich alles wie auf Platte – man kann das ebenso konsequent/grandios finden wie unkreativ/öde. Von Mounts genial-eigenwilligem Gesang bis hin zum makellosen Schlagzeugspiel von Anna Prior, die schon für Lightspeed Champion an den Drums saß.

Als vierter Song der Setlist folgt „The Look“ aus dem Mercury-Preis-nominierten Album „The English Riviera“. In den euphorisierten Publikumsreihen gibt es kein Halten mehr. Wer es schaffte, trotz horrender Schwarzmarkt-Preise eine bezahlbare Karte für den seit Monaten restlos ausverkauften Metronomy-Gig zu ergattern, hatte schließlich auch allen Grund zum ausgelassenen Feiern.

Für den Instrumental-Song „Racers“ verlässt Mount kurzzeitig die Bühne, aber seine verbliebenen Kollegen wissen auch alleine zu überzeugen. Allen voran Bassist Olugbenga Adelekan, der mit seinen Entertainerqualitäten den anderen Mitgliedern ein wenig die Show stiehlt. Entsprechend fällt sein Applaus zum Schluss am lautesten aus. Etwa in der Mitte des Sets ertönt das bezaubernde „Everything Goes My Way“, bei dem Prior den weiblichen Gesangspart übernimmt (für den auf Platte Veronica Falls‘ Roxanne Clifford zuständig ist) und im Duett mit Joseph abwechselnd schmachtend-traurige Liebeszeilen seufzt. Und auch bei „I’m Aquarius“ un dem Box Codax-Cover „Naked Smile“ bekommt Joseph gesangliche Unterstützung. Bei ersterem übernimmt der Rest der Band im Hintergrund die „Shoop doop doop ah“s des Refrains, zweiterer Track wird sogar komplett von Keyboarder Oscar Cash gesungen.

Bei all der musikalischen Bravurleistungen bleibt die Interaktion mit den Zuschauern leider etwas auf der Strecke: Mount lobt an diesem Abend zwar das tanzende und mitsingende Berliner Publikum und betont in Anlehnung an Morrisseys Hit, in der Hauptstadt gelte das Motto: „everyday is like Friday“. Er erzählt von einem Kinderstuhl, den er heute bei einem Ausverkauf erstanden habe und lästert ein wenig über den gestrigen Tourstopp der Band in München. Ansonsten gibt sich der sonst so aufgeschlossene Frontmann aber arg distanziert.

Because this isn’t Paris. And this isn’t London. And it’s not Berlin. And it’s not Hong Kong” singt Mount in „The Bay”, dem letzten Track vor der Zugabe. Das Berliner Publikum singt lächelnd mit, froh darüber, dass das hier eben doch Berlin ist und kein tristes Städtchen an der „English Riviera“.