„Ich spiel nicht gern Klavier, Musik interessiert mich überhaupt nicht!“ ruft der kleine Gainsbourg zu Beginn des Biopics von Regie-Debütant Joann Sfar trotzig. Kurze Zeit später entdeckt der Junge mit der riesigen Nase und den abstehenden Ohren jedoch nicht nur seine Leidenschaft für Musik, sondern auch die für schöne Frauen. Juliette Gréco, France Gall, Brigitte Bardot, Jane Birkin – Affären hat Gainsbourg mit all diesen Damen und schnell heißt es: Je t’aime… moi non plus. Nächste bitte. Tiefgang und Originalität legt diese filmische Aneinanderreihung von Liaisons nur dann an den Tag, wenn Gainsbourgs Alter Ego alias „die Fresse“, die geniale Karikatur des exzentrischen Kettenrauchers, im Mittelpunkt steht. Diese überzeugt den Chansonnier davon, seine Ehefrauen und Kinder zu verlassen, versorgt ihn noch im Krankenhausbett mit Zigaretten und ist auch sonst die personifizierte, surrealistische Bösartigkeit mit Pappmachékopf.
In diesen Szenen schafft es der Film, den Zuschauer die innere Zerrissenheit seines Protagonisten erahnen zu lassen. Ohne „die Fresse“ bleibt indes nur die reine plakative Oberflächlichkeit: Schöne Bilder, schöne Musik, schöne Frauen, schöne Leere. Die Faszination, die von Gainsbourg zweifellos ausgegangen sein muss und die so viele Frauen in ihren Bann zog, bleibt ein Mysterium. „Sie kennen die Musik, aber kennen sie auch den Mann dahinter?“ heißt es im offiziellen, deutschen Filmtrailer. So traurig es ist, die Frage muss man auch dieser Künstlerbiografie mit nein beantworten.