Gerade mal volljährig kann King Krule schon auf ein Jahrzehnt als Musiker zurückblicken. In den vergangenen 18 Jahren hat sich bei dem Rotschopf mit dem verqueren Charme einiger Unmut angestaut. Dem macht er jetzt auf „6 Feet Beneath the Moon“ so unterhaltsam wie überzeugend Luft.
Indie, Garage, Reggae, Punk, Dub, Jazz, Soul und Gangster Rap – das sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), die Genres, die Archy Marshall alias King Krule, Sprössling eines künstlerisch geprägten Elternhauses mit Ian Dury als regelmäßigem Gast der Familie, auf seinem Debüt spielend verbindet.
Während andere Teens ihren ersten Kuss zu S Club 7 bestritten, lauschte Klein-Archy lieber seinen musikalischen Vorbildern, Django Reinhardt und Chet Baker, und bezeichnete seine gleichaltrigen Kameraden folgerichtig als „braindead“.
Heute studiert er Geschichte an der Croydon‘s Brit School, hat sich seine Misanthropie erhalten, und ist immer noch irgendwie cooler als alle anderen: Mama Marshall designed seine Shirts, dazu kombiniert King Krule Air Maxes, übergroße Baseball-Caps und einen Gesichtsausdruck, der so abgeklärt, lebensweise und blasiert wirkt, dass manch 40-Jähriger neidisch sein dürfte.
Auf textlicher Ebene treffen auf „6 Feet Beneath the Moon“ Trostlosigkeit, Missmut und Unbehagen auf kindliche Naivität und münden in der skurril-humorvollen Verarbeitung von juveniler Alltagstristesse. So singt King Krule im Opener „Easy Easy”, den er mit gerade mal 12 Jahren geschrieben hat, zum Bespiel davon, dass er seinen Kassenbon hätte aufbewahren sollen, da ihm die britische Supermarktkette Tesco mal wieder ein Sandwich angedreht hat, das sich in Sphären jenseits des Verfallsdatums bewegte .In „Has This Hit“ wiederum stellt er zutiefst schwermütig und fatalistisch fest: „I know when I look into the sky there is no meaning and I’m the only one believing that there’s nothing to believe in“.
Getragen werden die melancholischen Kleinode von Kules schroffer, markanter Stimme und seinem Estuary English, einem Dia-, bzw. Soziolekt aus dem Südosten Englands, in dem er dem Zuhörer die Lyrics um die Ohren bellt. „6 Feet Beneath the Moon“ erblickt übrigens genau an King Krules 19.Geburtstag das Licht der Welt. Beyoncé und Mount Kimbie dürften unter den Gratulanten sein, sie sind schon bekennende Fans. Ihr bald auch. Wetten?